Neubau in der ökologischen Krise – eher Problem als Lösung der Wohnungsfrage. Befunde und Perspektiven aus der Wissenschaft (Mediengespräch, 03.04.2024)

Am Sonntag wird Österreich statistisch gesehen jene natürlichen Ressourcen verbraucht haben, die die Erde im gesamten Jahr regenerieren kann. Daran erinnert der „Earth Overshoot Day“ oder Erdüberlastungstag, der in Österreich heuer auf den 7. April fällt. Konkret besagt das Datum: Wäre weltweit der Ressourcenverbrauch so hoch wie in Österreich, wäre an diesem Tag die jährliche Biokapazität der Erde verbraucht. Die Drastik des weltweiten Ressourcenverbrauch zeigt auch ein kürzlich veröffentlichter Bericht der Vereinten Nationen.

Aus diesem Anlass widmet sich das von Diskurs. Das Wissenschaftsnetz organisierte Mediengespräch einem der größten Treiber von Ressourcen- und Flächenverbrauch sowie Treibhausgasemissionen in Österreich: dem Wohnungsbau.
In den letzten Wochen heiß diskutiert wurde das Thema vor allem aufgrund des Subventionspakets für die Baubranche, das die Bundesregierung kürzlich auf den Weg gebracht hat. Von den über zwei Milliarden Euro sollen etwa 80 Prozent in den Neubau fließen. Dieses Ungleichgewicht zwischen Neubau und Bestandssanierung sowie fehlende Beschränkungen des Flächenverbrauchs etwa durch Verbote von Umwidmungen von Grün- in Bauland haben zu lauter Kritik an dem Paket geführt.

Was bedeutet es für Ressourcenverbrauch und Klima, wenn immer mehr gebaut wird? Trägt immer mehr Neubau tatsächlich dazu bei, das Wohnungsproblem zu lösen oder kann er letzteres sogar befeuern? Welche Möglichkeiten gibt es, um leistbaren Wohnraum bereitzustellen ohne Erderhitzung, Ressourcen- und Flächenverbrauch weiter anzukurbeln?

Diesen brennenden Fragen widmen sich zwei Experten. Zum einen wird auf Basis aktueller Evidenzen zum Material- und Energieverbrauch des Gebäudesektors der Status Quo kritisch analysiert. Zum anderen wird am Beispiel von Bauen und Wohnen argumentiert, dass sogenannte „Umweltprobleme“ sehr eng mit sozialen Problemen verknüpft sind. Das heißt, sollen diese Umweltprobleme angegangen werden, müssen die damit zusammenhängenden sozialen Problemlagen ebenfalls bearbeitet werden. Das bedeutet aber auch, dass ökologisch sinnvolle Maßnahmen, um Überkonsum- und Überproduktion einzuschränken, auch dabei helfen können, soziale Grundbedürfnisse wie jenes nach Wohnraum zu befriedigen.

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Moderation: Ruth Simsa
Diskurs. Das Wissenschaftsnetz / WU Wien