Kategorie: Dossiers

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Dossier

Reformbedarf am Arbeitsmarkt?

Editorial

Die österreichische Bundesregierung hat eine „Arbeitsmarktreform“ angekündigt, die zu einem „Arbeitslosengeld neu“ führen soll. Vor dem Hintergrund dieser politischen Diskussion geht es in diesem Dossier darum, die aktuellen Herausforderungen auf dem österreichischen Arbeitsmarkt auf Basis wissenschaftlicher Evidenz aufzuzeigen. Im Dossier werden Optionen der Gestaltung von Arbeitslosengeld und Notstandshilfe in Form kurzer Schlaglichter thematisiert. Das Thema „Arbeitsmarktreform“ wird jedoch nicht verengt auf Fragen des Arbeitslosengeldes behandelt. Gerade in Zeiten der Pandemie weisen die hohe Langzeitarbeitslosigkeit und die fortschreitende Prekarisierung der Erwerbsarbeit auf einen Reformbedarf bei der Regulierung des Arbeitsmarktes und in der Arbeitsmarktpolitik hin. In diesem Kontext werden auch die Instrumente Kurzarbeit und Arbeitszeitverkürzung reflektiert. In einleitenden Beiträgen werden zunächst aktuelle Reformvorschläge mit Blick auf die Erfahrungen in Deutschland und den USA diskutiert bevor auf aktuelle Herausforderungen und Lösungsansätze eingegangen wird. Insgesamt soll der Beitrag aus der Wissenschaft einer Verengung der Debatte entgegenwirken und angemessene Problemlösungen unterstützen.

In diesem Dossier steht die hohe Langzeitarbeitslosigkeit und die mit ihr verbundene Armutsgefährdung sowie die Ausbreitung prekärer Arbeit im Mittelpunkt. Bezogen auf die aktuelle politische Diskussion um das Arbeitslosengeld lautet eine Schlussfolgerung, dass man nicht daran drehen solle, wenn man arbeitsmarktpolitische Ziele, wie mehr Jobaufnahmen, erreichen will. Dafür gibt es effizientere Instrumente, wie etwa eine bessere Betreuung und Weiterbildung der Arbeitsuchenden. Die Erfahrungen mit Arbeitsmarktreformen in Deutschland zeigte Gerhard Bosch von der Universität Duisburg-Essen auf. So hat der durch die Hartz-Reform bewirkte Absturz langjähriger Beitragszahler*innen in Armut die Gesellschaft polarisiert, ohne die Vermittlungschancen zu verbessern. Dies wäre auch von einer Abschaffung der Notstandshilfe in Österreich zu erwarten.

Die aktuellen Befunde aus der Forschung zeigen, dass es einen großen Bedarf an Reformen bei der Regulierung des Arbeitsmarktes gibt. So wäre es nötig, Arbeitslosengeld und Notstandshilfe anzuheben, um Armut zu vermindern. Neben neuen Instrumenten zum Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit und effektiven Maßnahmen gegen Lohndumping und prekäre Arbeit sollte eine Reform auch in den Blick nehmen, dass Unternehmen häufig Kosten auf das AMS abwälzen, indem sie Arbeitende für kurze Zeit in Arbeitslosigkeit schicken und dann weiterbeschäftigen. Man könnte diesen Unternehmen höhere Beiträge abverlangen.

 

 

Gefördert von der Stadt Wien Kultur

Erfahrungen aus Deutschland und den USA

Eine in der österreichischen Reformdebatte häufig vertretene Annahme lautet, dass ein restriktiverer Umgang mit Arbeitslosen Beschäftigung fördert. Um diese Annahme differenziert zu beleuchten, lohnt sich ein Blick auf die Erfahrungen aus anderen Ländern, in denen der Sozialstaat im Allgemeinen und die Arbeitslosenhilfe im Besonderen restriktiver und „aktivierender“ gestaltet sind als in Österreich. Zwei Fälle werden im Folgenden genauer betrachtet: die Hartz-Reformen in Deutschland und der Arbeitskräftemangel in den USA.​

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Alters- und Langzeitarbeitslosigkeit

Die Langzeitarbeitslosigkeit hat in Österreich seit 2008 drastisch zugenommen. Im Oktober 2021 waren laut AMS 114.600 Personen (44% aller Arbeitssuchenden) länger als ein Jahr ohne Arbeit. Während der Blick in der Debatte über die Arbeitsmarktreform meist auf die Arbeitslosen gerichtet wird, bestehen viele Probleme auf Seiten der Arbeitskraftnachfrage, dh. bei den Unternehmen. Letztere diskriminieren häufig nach Alter, Gesundheit und Dauer der Erwerbslosigkeit und tragen so zur Langzeitarbeitslosigkeit bei.

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Herausforderung prekäre Arbeit

Prekäre Arbeit, also Erwerbsarbeit, die nicht zur dauerhaften Existenzsicherung ausreicht, nimmt zu. Oft halten Unternehmen einzelner Branchen arbeits- und sozialrechtliche Standards nicht ein – bisweilen auch durch komplexe Konstruktionen des Sozialbetrugs. Besonders häufig sind Migranten und Migrantinnen gezwungen, prekäre und gesundheitlich problematische Arbeit zu akzeptieren. Hier zeigt sich auch zusätzlicher Regulierungsbedarf bei der Leiharbeit.

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Kurzarbeit und Arbeitszeitverkürzung

Eine generelle Verkürzung der Arbeitszeit ist ebenfalls ein Ansatz, um über die Verteilung von Arbeit mehr Beschäftigung zu schaffen und Arbeitslosigkeit abzubauen. Gleichzeitig hat eine krisenbedingte temporäre Form von Arbeitszeitverkürzung, nämlich die Kurzarbeit, zur Verhinderung von Arbeitslosigkeit in großem Stil beigetragen. Allerdings hat Kurzarbeit auch problematische Auswirkungen auf die Erwerbsverläufe eines Teils der Betroffenen, wie eine Auswertung aktueller Daten dazu zeigt. Des Weiteren werden in diesem Abschnitt Erfahrungen aus der betrieblichen Praxis mit Formen von Arbeitszeitverkürzung, die auf eine große Heterogenität hindeuten.

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Reformbedarf beim Arbeitslosengeld?

Welche Implikationen ergeben sich vor dem Hintergrund der Problemlagen der Alters- und Langzeitarbeitslosigkeit sowie der Prekarisierung von Arbeit für eine Reform des Arbeitslosengeldes? Diesen Fragen wird in diesem Teil des Dossiers nachgegangen.

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Dossier

(Langzeit)Arbeitslosigkeit – Der lange Schatten der Corona-Krise

Editorial

Die Corona-Krise hat die Arbeitslosigkeit auf ein nicht für möglich gehaltenes Rekordniveau  anwachsen lassen. Auch wenn zu erwarten ist, dass ein Teil dieser Arbeitslosigkeit nach Abflauen der Pandemie und dem Anspringen der Wirtschaft wieder abgebaut werden kann, besteht das zentrale Problem darin, dass sich der Sockel an Langzeitarbeitslosen deutlich erhöhen wird. Darin sind sich alle Expert*innen einig. Die Corona-Krise wird diesbezüglich also einen langen Schatten werfen, unter dem Teile der Bevölkerung aber auch die gesamte Gesellschaft länger leiden werden, wenn nicht entsprechend gegengesteuert wird. Dies v.a. auch deshalb, weil Langzeitarbeitslosigkeit schon vor der Covid-Pandemie deutlich angestiegen ist, es sich also um ein gesellschaftliches Phänomen handelt, das strukturell angelegt ist. Die durch die Pandemie verursachte tiefe Wirtschaftskrise hat diese Entwicklung aber noch einmal entscheidend verschärft.

Um ein gravierendes gesellschaftliches Problem handelt es sich dabei aus mehreren Gründen. Zum einen wissen wir aus der verfügbaren Forschung, dass Langzeitarbeitslose das höchste Risiko aufweisen, dass sich ihr Ausschluss von Beschäftigung dauerhaft verfestigt. Dies wiederum führt zu negativen sozialpsychologischen Auswirkungen bei den davon Betroffenen. Denn Erwerbsarbeit ist weit mehr als nur ökonomische Existenzsicherung. Sie spielt eine zentrale Rolle für die soziale Einbindung von Menschen in die Gesellschaft, für ihre Identität und ihren Selbstwert. Der dauerhafte Ausschluss von Erwerbsarbeit betrifft aber nicht nur Individuen. Eine drohende soziale Spaltung bedroht auch die Stabilität von Gesellschaften insgesamt.

Das Dossier greift daher diese drängende gesellschaftspolitische Frage auf der Grundlage wissenschaftlicher Evidenzen auf. Es arbeitet heraus, welche Gruppen in besonders hohem Ausmaß von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind und beschäftigt sich mit den negativen sozialpsychologischen Auswirkungen. V.a. aber wird in diesem Dossier aufgezeigt, dass die Herausforderung Langzeitarbeitslosigkeit nicht mit den herkömmlichen Mitteln (aktiver) Arbeitsmarktpolitik zu bewältigen ist. Es bedarf vielmehr, so das argumentative Plädoyer, einer öffentlichen Beschäftigungspolitik, die sich an gesellschaftlichen Bedarfen orientiert, um dieses Problem nachhaltig zu lösen.

Das Dossier ist insofern als work in progress angelegt, als es fortlaufend um aktuelle Beiträge erweitert wird.

Gefördert von der Stadt Wien Kultur

(Langzeit)Arbeitslosigkeit und neue Wege ihrer Bekämpfung

Die Corona-Krise hat (nicht nur) Österreich erschüttert und eine Vielzahl an neuen Problemen verursacht bzw. bestehende verschärft. Zwei davon sind von besonderer gesellschaftlicher Relevanz: die zentrale Bedeutung robuster öffentlicher und v.a. sozialer Infrastrukturen zur Bewältigung von Krisen auf der einen und der dramatische Anstieg der Arbeitslosigkeit auf der anderen Seite.

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Hohe Arbeitslosigkeit durch Corona-Krise – Auswirkungen auf Problemgruppen am Arbeitsmarkt

Eine der bedenklichsten und mittelfristig gefährlichsten sozialen Auswirkungen der Corona-Krise ist die dramatisch gestiegene Arbeitslosigkeit. Auch wenn diese wieder sinken wird, sobald die Weltwirtschaft insgesamt wieder anspringt, so sind sich viele ArbeitsmarktexpertInnen darin einig, dass sich ein nicht unwesentlicher Teil dieser Arbeitslosigkeit verfestigen wird, wenn man nicht entsprechend gegensteuert

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Was ist Diskurs?

‚Diskurs. Das Wissenschaftsnetz‘ ist eine Initiative zum Transfer von wissenschaftlicher Evidenz engagierter Wissenschafter*innen in die Öffentlichkeit. Wir setzen uns dafür ein, dass wissenschaftliche Erkenntnisse entsprechend ihrer Bedeutung im öffentlichen Diskurs und in politischen Entscheidungen zum Tragen kommen.

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Diskurs in den Medien

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