Das Milliardengeschäft mit der Altenpflege (Mediengespräch am 16.5.2023)

Der Pflegeheimsektor ist in den letzten Jahren aufgrund des eklatanten Personalmangels zunehmend in die Schlagzeilen geraten. Unzumutbare Arbeitsbedingungen und damit einhergehende massive Versorgungsprobleme bei einzelnen Betreibern sorgen immer wieder für öffentliche Aufregung. Relativ unbemerkt von der Öffentlichkeit sind jedoch in Europa shareholderorientierte Investoren, konkret Private Equity Fonds und börsennotierte internationale Pflegekonzerne, in großem Stil in den Sektor eingestiegen. So verfügten die 25 größten privaten Pflegeheimbetreiber in Europa 2020 über 455.000 Betten, was eine Kapazitätssteigerung seit 2017 um 22% bedeutete.

Was macht einen quer durch Europa staatlich unterfinanzierten, aber zum Teil noch immer vergleichsweise stark regulierten und nur schwer rationalisierbaren Sektor attraktiv für Anleger mit hohen Renditeerwartungen? Welche Auswirkungen hat der massive Einstieg shareholderorientierter Akteure auf Arbeitsbedingungen und Pflegequalität, welche Risiken für die Versorgung sind damit verbunden? Lassen sich hohe Renditeerwartungen und der Anspruch einer menschenwürdigen Pflege als öffentliche Dienstleistung für alle, die sie brauchen, tatsächlich vereinbaren?

Diesen Fragen ist ein aktuelles Forschungsprojekt nachgegangen, das die Situation im Pflegeheimsektor als einem Teil kritischer sozialer Infrastruktur einem Vergleich zwischen England, Deutschland und Österreich unterzieht. Aus österreichischer Perspektive ermöglicht die vergleichende Länderperspektive die Entwicklung einer Art Frühwarnsystem, um negative Konsequenzen einer Politik der Vermarktlichung in diesen Bereichen zu antizipieren. Die Ergebnisse der Studie werden in diesem von Diskurs. Das Wissenschaftsnetz organisierten Mediengespräch erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.

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Moderation: Stefanie Wöhl
Diskurs. Das Wissenschaftsnetz