Wie ist es um die gesellschaftliche Teilhabe von Roma und Romnija bestellt? (Presseaussendung, 06.04.2023)

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Der internationale Tag der Roma und Romnija am 8. April erinnert an die Forderung der Bürgerrechtsbewegung zur Bekämpfung von Diskriminierung und Romafeindlichkeit. Eine aktuelle Studie zur Evaluierung der nationalen Strategie zur Inklusion der Roma und Romnija in Österreich, für die fast 400 in Österreich lebende Angehörige unterschiedlicher Communities befragt wurden, unterstreicht die Dringlichkeit von Maßnahmen gegen Ausgrenzung und für Chancengleichheit.

Gestützt auf die Ergebnisse eines aktuellen Forschungsprojekts zeigen Wissenschaftler:innen der Universität Wien, wo die nationale Strategie zur Inklusion der Roma und Romnija zu kurz greift und welche Schritte und Maßnahmen erforderlich wären, um den in der Gesellschaft verankerten Antiziganismus und Diskriminierung zu bekämpfen und gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen.

Mit dem im April 2011 von der Europäischen Kommission verabschiedeten EU-Rahmen für nationale Strategien zur Integration der Roma und Romnija hat sich auch Österreich zu Maßnahmen verpflichtet, die zur Erhöhung der gesellschaftlichen Teilhabe aller in Österreich lebenden Roma und Romnija beitragen. Die Schwerpunkte der nationalen Strategie liegen in den Bereichen Arbeitsmarkt, Bildung, Gesundheit und Wohnen, Empowerment, Bekämpfung von Diskriminierung. Die Evaluierung der Strategie zeigt, dass viel mehr gegen den tief in der Bevölkerung und den Institutionen verankerten Antiziganismus getan werden muss, damit Inklusion und gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe möglich werden. Die wichtigsten Ergebnisse der Studie im Überblick:

Rassismus und Antiziganismus als generelles Problem

 Fast zwei Drittel der Befragten – 64 Prozent – berichten über Diskriminierung aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit (der Vergleichswert des Wiener Integrationsmonitor, der das Benachteiligungsgefühl in der zugewanderten Bevölkerung misst, liegt bei 22 Prozent); 42 Prozent der Befragten geben Benachteiligungen aufgrund der Hautfarbe an, 40 Prozent sagen, aufgrund ihrer migrantischen Herkunft schlechter behandelt worden zu sein.

Die Hälfte der Befragten sagt, es sei besser zu verschweigen, Rom:nja zu sein

Rom:njafeindlichkeit, der die meisten der Befragten im Alltag begegnen, und strukturelle Diskriminierung bewirken, dass 51 Prozent der Befragten angeben, dass es besser sei, die eigene Herkunft und Zugehörigkeit zu verschweigen. Nur jede:r dritte Befragte ist der Ansicht, dass Rom:nja ein gleichberechtigter Teil der österreichischen Gesellschaft sind; entsprechend schwierig empfinden es die Befragten, sich in Österreich als Rom:nja wohlzufühlen.

Worauf es ankommt: Bekämpfung der Diskriminierung und Empowerment

Die Studie zeigt auf, dass neben der Bekämpfung von Diskriminierung, Vorurteilen und Rassismen in der österreichischen Gesellschaft ein zentrales Ziel der Strategie in der Stärkung und Erweiterung der Handlungsmacht der Roma und Romnija selbst liegen sollte. Zu den Maßnahmen, die von den Befragten als besonders wichtig angesehen werden, zählen: niederschwellige Bildungsarbeit, die Stärkung der zivilgesellschaftlichen Strukturen (Vereine, Initiativen, selbstorganisierte Aktivitäten) sowie Sprachförderung und kollektives Gedenken.

Quelle:

Sensiro. Studie zur Evaluierung der nationalen Strategie zur Inklusion der Rom:nja in Österreich. Institut für Soziologie der Universität Wien https://sensiroprojekt.univie.ac.at/