Gewalt an Frauen ist ein strukturelles gesellschaftliches Problem – kein Einzelfall

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Dass körperliche Gewalt an und gegen Frauen zunimmt, ist ein gesellschaftliches Problem, das auf strukturellen Ungleichheiten in der Gesellschaft beruht. Frauen werden in den meisten europäischen Gesellschaften kulturell immer noch abgewertet, obwohl es mittlerweile Gleichstellungserfolge gibt.

Pressemitteilung
07. Mai 2021

Gewalt an Frauen ist ein strukturelles gesellschaftliches Problem – kein Einzelfall

Darauf weist Stefanie Wöhl, Professorin für Politikwissenschaft an der FH des BFI, angesichts der aktuellen Gewalt an Frauen hin. „Dass körperliche Gewalt an und gegen Frauen zunimmt, ist ein gesellschaftliches Problem, das auf strukturellen Ungleichheiten in der Gesellschaft beruht. Frauen werden in den meisten europäischen Gesellschaften kulturell immer noch abgewertet, obwohl es mittlerweile Gleichstellungserfolge gibt“ so Wöhl.

In diesem Setting werden Frauen unterschiedlicher Herkunft und je nach sozialem Status immer noch als minderwertig und weniger fähig, Herausforderungen zu lösen, kulturell betrachtet.

Diese gesellschaftlich weit verbreiteten kulturellen Abwertungsmuster gehen einher mit Diskursen der radikalen Rechten, dass Gleichstellung angeblich dem Staat und der Gesellschaft schaden würde. In Österreich, aber auch z.B. in Deutschland, Ungarn und Polen, gibt es Akteure, die sich gezielt gegen Gleichstellung positionieren und somit auch dieses Klima der Abwertung schüren“ erläutert Wöhl.

Eine Gesellschaft, in der alle Menschen gleichberechtigt sind, und somit alle Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer Herkunft oder ihrem sozialen Status und Einkommensposition am gesellschaftlichen Leben teilhaben können, rückt damit in weitere Zukunft.

„Das ist auch dadurch begründet“, so Wöhl, „dass Frauen aus finanziell besser gestellten Haushalten leichter Karriere machen können, viele, besonders migrantische, Frauen es aber immer noch schwerer haben, beruflich bis in hohe Positionen zu gelangen. Gleichzeitig ändern auch Karriereerfolge nichts an der immer noch bestehenden Aufgabenverteilung im Privathaushalt, wo Frauen immer noch den größten Anteil an unbezahlter Arbeit machen: sich um die Kinder kümmern und zu pflegende Angehörige. Die jetzige Pandemie hat das noch verstärkt. Sie wirkt sich sogar nachteilig auf Frauen aus wie viele Studien belegen“.

Gerade die jetzige Pandemie hat auch gezeigt, dass sich soziale Ungleichheiten verschärfen und die Gewalt an Frauen zugenommen hat. Vielfach führt das auch zu einer Eskalation der Gewalt gegen Frauen. „Es ist deshalb notwendig“ so Wöhl, „Ergebnisse aus der wissenschaftlichen Forschung, auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen und weitere Studien zu initiieren, um aufzuzeigen, wie multiple Ungleichheiten gegenüber Frauen weiterhin bestehen, wie sie kulturell abgewertet oder auch über soziale Medien diffamiert werden, und warum Konflikte gewalttätig werden oder Frauen vor Gewalt fliehen müssen.“