Wie der Geschlechterkampf von rechts die Demokratie gefährdet. Verflechtungen von Männlichkeitsideologie, Medien und Populismus (Mediengespräch, 07.02.2024)

Kanzler Nehammer fordert in seinem „Österreich-Plan“ ein Gender-Verbot in der Verwaltung und plädiert insgesamt für ein Verbot von „Gender-Missbrauch“. Rechtspopulistische Parteien rufen seit geraumer Zeit den Kampf gegen den „Genderwahnsinn“ aus und Konservative folgen ihnen. Inwiefern die Mobilisierung über Geschlecht und männliche Vorherrschaft in den Medien antidemokratische Entwicklungen begünstigen, wird in diesem Mediengespräch auf der Grundlage aktueller Forschungsergebnisse diskutiert.

Der autoritär-rechte Populismus in Österreich und Europa ist ein männliches Phänomen. Das zeigt sich einerseits an der überproportionalen Präsenz von Männern in rechtspopulistischen Parteien, sowie deren Wähler:innenschaft. Andererseits zielen die Vorstellungen und Ideologien der autoritären Rechten auf Geschlechterungleichheit und sind Ausdruck einer „maskulinistischen Identitätspolitik“, die die vermeintlichen männlichen Opfer von Gleichstellungspolitik zu retten verspricht. Neben Migration ist damit auch das Thema Geschlecht eine „metapolitische“ Strategie, um das rechts-autoritäre Projekt für die Bevölkerung plausibel zu machen.

Eine entscheidende Rolle für die Erfolge von Trump, Kickl und co. kommt auch den Medien zu. Ob der rasanten Verbreitung populistischer Narrative auf sozialen Medien, aber auch in sogenannten Traditions- und Nachrichtenmedien, gehen Kommunikationswissenschafter:innen gar von einer „Komplizenschaft“ (Mazzoleni 2003) der Medien mit dem Rechtspopulismus in Europa aus. Das Forschungsprojekt POPBACK („Populist Backlash, Democratic Backsliding and the Crisis of the Rule of Law in the European Union”) untersucht seit 2021 für die Untersuchungsländer Österreich, Slowenien, Ungarn und Türkei die strukturellen – und nicht nur diskursiven – Bedingungen in der Medienwelt die anti-demokratischen Entwicklungen Vorschub leisten können: Eine der Forschungsperspektiven sind die Eigentumsverhältnisse reichweitenstarker Nachrichtenmedien, Dynamiken in den Eigentumsstrukturen sowie deren Geschlechterdimension. Welche Eigentumsstrukturen sind förderlich für autoritär-rechtspopulistische (Kommunikations-)Strategien? Gibt es Verbindungen von politischem und medialem Maskulinismus? Welche Rolle spielen Medien und Geschlecht, sowie ihre vielschichtigen Verflechtungen, für rechtspopulistische Erfolge?

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Moderation: Dr. Alexander Behr
Diskurs. Das Wissenschaftsnetz

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