Klimapolitik-Expert:innen zur COP28: Konsequenter und rascher Ausstieg aus Öl und Gas darf nicht verschleppt werden (Presseaussendung, 24.11.2023)

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Pressemitteilung
24. November 2023

Am 30. November beginnt die Weltklimakonferenz in Dubai (kurz: COP28). Klimapolitik-Expert:innen der Uni Wien weisen in dieser aktuellen Presseaussendung von „Diskurs. Das Wissenschaftsnetz“ auf Chancen und Fallstricke der Konferenz hin. Der Fokus der Klimapolitik sollte auf einem raschen Ausstieg aus fossilen Energieträgern liegen. Sogenannte Kohlenstoffmanagement-Technologien dürfen nicht dazu dienen, von diesem Ziel abzulenken. Das gelte auch für Österreich.

[Wien, 24.11.2023] Der aktuell veröffentlichte Emission-Gap-Report des UN-Umweltprogramms spricht eine klare Sprache: 2023 wurden nicht nur Temperaturrekorde gebrochen. Auch die Treibhausgasemissionen sind so hoch wie nie zuvor. Damit dürfte die Erderwärmung die 1,5 Grad-Marke bereits in einigen Jahren erreichen. Trotz der umgesetzten und geplanten Klimaschutzmaßnahmen steuert die Welt auf eine Erhitzung um 2,7 Grad bis 2100 zu.

Bei der COP28 wird zum ersten Mal abschließend eine Bilanz der bisherigen nationalen Klimaschutzanstrengungen seit dem Pariser Weltklimaabkommen 2015 gezogen.

„Entscheidend für den Erfolg oder das Scheitern dieser Klimakonferenz wird nicht nur sein, ob es am Ende ein klares Bekenntnis gibt, dass die bisherigen und geplanten Maßnahmen deutlich zu kurz greifen und die Anstrengungen drastisch gesteigert werden müssen. Es geht vor allem auch darum, welche Strategien hierfür gewählt werden. Oberste Priorität muss dabei ein schneller Ausstieg aus fossilen Energieträgern haben“, so der Politikwissenschaftler Etienne Schneider von der Uni Wien.

Ein heißes Thema bei der COP28 werden sogenannte Kohlenstoffmanagement-Technologien sein. Verfahren wie die Abscheidung und anschließende Speicherung oder Nutzung von CO2 (CCUS) sowie verschiedene Techniken zur Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre (CDR) werden aktuell viel diskutiert. Sie sind mit vielen Unsicherheiten verbunden und ihr Beitrag zum Klimaschutz ist umstritten. In der Fachliteratur wird davor gewarnt, dass ein zu starker Fokus auf diese Technologien den Ausstieg aus Fossilen und Klimaschutzmaßnahmen weiter verzögern könnte (Anderson u.a. 2023). „Auf keinen Fall dürfen CCUS und CDR dazu dienen, das Geschäftsmodell der Öl- und Gasindustrie aufrechtzuerhalten. Diese Technologien werden in den kommenden Jahrzehnten eine Rolle beim Ausgleich von schwer vermeidbaren Restemissionen spielen müssen. Dennoch muss auch in Bereichen mit schwer vermeidbaren Emissionen wie der Stahl- und Zementindustrie die Emissionsminderung absolut Vorrang haben. Dieses Prinzip gilt es auch konsequent in der Kohlenstoffmanagement-Strategie umzusetzen, die derzeit für Österreich unter Führung des Finanzministeriums ausgearbeitet wird“ so Alina Brad, ebenfalls Politikwissenschaftlerin an der Uni Wien.

Dieses Prinzip auch auf internationale Ebene zu verankern, sei eine große Herausforderung:

„Als Erdölstaat bietet das Gastgeberland, die Vereinigten Arabische Emirate, ideale Bedingungen dafür, dass sich die Interessen der Öl- und Gasindustrie in die Verhandlungsergebnisse der diesjährigen Klimakonferenz einschreiben und dringend gebotene Klimaschutzbemühungen weiter verschleppt werden“, so Schneider.  

 

Literatur:

 

Anderson, K., Buck, H.J., Fuhr, L. et al. Controversies of carbon dioxide removal. Nat Rev Earth Environ (2023). https://doi.org/10.1038/s43017-023-00493-y